Am 1. Juli 2014 wiederholte der bayerischen Ministerpräsident Horst Seehofer sein Versprechen, Bayern bis 2023 absolut barrierefrei zu machen. Diese Zusage beziehe sich "auf alles, - also Bahnsteige, Schulen, öffentliche Gebäude, Straßen und vieles mehr". Er sagte auch, dass der Freistaat nicht alles alleine realisieren kann. "Für barrierefreie Bahnsteige beispielsweise sei die Bahn zuständig. Jeder hat seine Verantwortung".
Wir, von der SPD, wollen nur darauf hinwirken, dass jeder seine Verantwortung auch wahrnimmt.
Wir helfen Herrn Seehofer sehr gern dabei, seine Verantwortung wahrzunehmen. Die SPD AG Selbst Aktiv, Menschen mit Behinderung in der Bayern SPD, wird den Aufruf wörtlich nehmen und aktiv umsetzen.
Thema "Barrierefreie Bahnhöfe und Bahnsteige" in Bayern an. Ein Thema, das behinderte Menschen betrifft, aber auch junge Mütter mit Kinderwägen oder Reisende mit größerem Gepäck.
Mitglieder der AG Selbst Aktiv haben sich auf den Weg gemacht und die heimatlichen Bahnhöfe getestet. Hier das Ergebnis für den Hauptbahnhof Landshut.
o Gibt es in Eurem Bahnhof Fahrstühle zu jedem Bahngleis?
Nein, nur beim Bahnsteig 3 Gleis 5/6.
Nur Treppenaufgänge zu den Bahnsteigen 2 Gleis 3/4 und 4 Gleis 7/8, diese
Bahnsteige sind für Rollstuhlfahrer nur durch Überquerung der Bahngleise möglich,
was wiederum nur mit Hilfe von verfügbaren Bahnpersonal oder einer eigens
geschulten Begleitperson möglich ist.
o Gibt es ein Blindenleitsystem im Bahnhof, zu den Fahrstühlen, zu den Gleisen und auf den
Gleisen?
Nein
o Sind die Eingänge eben oder weisen sie Barrieren auf?
Vor dem Bahnhof ist von links vom Kurzzeitparkplatz eine lange Rampe bis zum
Eingang der Bahnhofshalle. Von rechts von der Stadtbushaltestelle führt eine Rampe
zum Bahnsteig 1 Gleis 1 und zum rückwärtigen Eingang der Bahnhofshalle.
o Sind die Fahrkartenautomaten auch von Menschen mit Behinderung und Senioren einfach
zu bedienen?
Die Fahrkartenautomaten in der Bahnunterführung haben den Bildschirm in etwa 1
Meter Höhe und sind so wohl vom Rollstuhl aus zu erreichen. Der Münzeinwurf ist
jedoch zu weit oben, die Schlitze für Banknoten und Scheckkarte sind leicht erreich-
bar.
Ob die Fahrkartenautomaten leicht zu bedienen sind, kann ich nicht beurteilen. Ich
kaufe die Fahrkarten grundsätzlich im Reisezentrum in der Bahnhofshalle, um die
Arbeitsplätze zu erhalten. Wenn zuwenig Nachfrage besteht werden die
Verkaufsstellen sonst dicht gemacht.
o Sind die Treppenaufgänge gut zu bewältigen und verfügen sie über Transportbänder?
Es gibt nur ein Transportband beim längeren Teilstück zum Bahnsteig 1. Die ersten
paar Stufen bis zu einem Podest gibt es kein Transportband.
o Wie sicher sind die Aufgänge und Gleisanlagen?
Es gibt einen Handlauf. Jeder Treppenaufgang ist mit zwei Podesten unterteilt, so
dass man zwischendurch stehen bleiben kann und auch das Gepäck kurz abstellen
kann.
Bahnsteig 1, 2 und 3 haben bereits ein Hochbord. Bahnsteig 4 noch nicht.
o Ist ausreichend Personal vor Ort?
Am Schalter ja, auf den Bahnsteigen ist außer dem Zugbegleitpersonal selten
Personal vorhanden, eigentlich nur bei großem Andrang, Verspätungen etc.
o Gibt es moderne Einstiegshilfen und ist Bedienungspersonal dafür vor Ort?
Einstiegshilfen und Bedienungspersonal ist wohl vorhanden muss aber 1 Tag vorher
bestellt werden.
o Gibt es genügend Rampen?
Ja, die Bahnunterführung wird nach den Bahnsteigen bis zum hinteren Parkplatz
bzw. Wohngebiet fortgesetzt und kann auch von Rollstuhlfahrern leicht benutzt
werden.
o Ist der Zugang zum Bahnhof barrierefrei nutzbar?
Die zweiflügeligen Eingangstüren zur Bahnhofshalle sind relativ schwer zu öffnen,
es ist sicher hilfreich, wenn jemand die Tür aufhält.
Die Tür zum Reisezentrum/Fahrkartenschalten öffnet automatisch.
o Welche sonstigen Barrieren weist Euer Bahnhof auf?
Es gibt viele Zuggarnituren wo die Wagons nur über Treppen erreichbar sind.
Höhengleiche Eingängen gibt es nur bei einigen Zügen, wobei auch da noch ein
gewisser Abstand- und Höhenunterschied zwischen Waggonkante und
Bahnsteigkante zu überwinden ist.
o Welche positiven Beispiele könnt Ihr nennen?
Um den Zugang zu den Gleisen weitgehend barrierefrei zu halten, fahren die Züge
Richtung München, Regensburg und Passau in der Regel von Bahnsteíg 3 Gleis 5/6,
dem Bahnsteig mit Aufzug, ab. Die Züge Richtung Rosenheim fahren von Gleis 1 ab.
Somit sind die meisten Züge barrierefrei erreichbar.
Bei Anfragen für barrierefreies Reisen ist man bemüht, die Fahrverbindungen so
anzubieten, das es möglichst unkompliziert ist.
Ab sofort ist Bahnfahren für Sie noch einfacher. Reisen in Regionalzügen (RE, RB, IRE) und S-Bahnen sind jetzt noch besser zu planen, zu buchen und durchzuführen. Hilfe beim Ein- und Aussteigen kann nun auch für viele Bahnhöfe ohne Servicepersonal bei der Mobilitätsservice-Zentrale vorbestellt werden.
Voraussetzung ist, dass die angegebene Reiseverbindung – bei einem Rollstuhlfahrer insbesondere im Hinblick auf den stufenlosen Zugang zum Bahnsteig und eine überbrückbare Einstiegshöhe in den jeweiligen Nahverkehrszug - geeignet ist. Ist die gewünschte Reiseverbindung geeignet, erhalten Sie die Hilfe direkt durch den Triebfahrzeugführer oder Kundenbetreuer. Voraussetzung ist die Voranmeldung der Fahrt bis grundsätzlich 20 Uhr des Vortags bei der Mobilitätsservice-Zentrale.
www.bahn.de/mobilitaetsservice siehe Bahnservice
Seit Jahren wird der Barrierefreie Hauptbahnhof Landshut angekündigt, eigentlich
müsste er schon längst fertig sein.
Ute Kubatschka
Vorstandsmitglied AG Selbst Aktiv Niederbayern